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Interviews

Augenärzte, Experten und Betroffene im Interview 

Wissenswertes rund um Makuladegeneration und andere Netzhauterkrankungen

Sie haben Fragen zu Ihrer Augengesundheit? Unsere Experten haben die Antworten! In einer spannenden Interviewreihe mit führenden Augenärzten sowie Betroffenen erhalten Sie wertvolle Informationen rund um die Netzhauterkrankungen. Von Prävention und Diagnose bis hin zu innovativen Behandlungen – hier erhalten Sie wertvolle Einblicke und praktische Ratschläge direkt von den Experten.

 

Ursula Witt

Im Interview: Ursula Witt

Beraterin für seheingeschränkte Menschen, AMD-Netz


Thema: Verfügungen, Vollmachten und Betreuung

    Viele glauben, dass sie ihre Selbstbestimmung aufgeben, wenn sie anderen Vollmachten erteilen. Es geht aber nicht darum, Eigenständigkeit abzugeben! Es geht um Unterstützung bei der Ausführung von Aufgaben, die man nicht mehr allein übernehmen kann, weil man zum Beispiel schlechter sieht und daher Schwierigkeiten beim Lesen hat. Wer frühzeitig über Vorsorge und Betreuung nachdenkt und spricht, nimmt das Steuer in die Hand, handelt eigenständig und entlastet seine Angehörigen.

    Ganz klar: eine Betreuungsverfügung, in der eine konkrete Person genannt ist! Denn wenn das Sehen eingeschränkt ist, sollten Betroffene jemanden haben, der sie unterstützt, insbesondere wenn sie beim Lesen, Verstehen und Beantworten von Schriftstücken von Banken, Stadtwerken, Versicherungen etc. Probleme haben. Damit wird vermieden, dass Wichtiges versäumt wird oder unbeantwortet bleibt und im schlimmsten Fall Mahnungen ins Haus flattern. Die Betreuungsverfügung kann sich auf einzelne Angelegenheiten beziehen. So bleibt der Betreute geschäftsfähig.

    Wer keine Kinder hat oder Angehörige nicht fragen möchte, kann die Betreuerrolle auch von Freunden oder Nachbarn übernehmen lassen. Betroffene sollten eine Person wählen, mit der sie ihre Belange offen besprechen können und der sie vertrauen. Eine weitere Möglichkeit bieten Betreuungsvereine, die in Fragen beraten und ehrenamtliche Betreuer unterstützen. Hauptamtliche Betreuer werden bestellt, wenn kein geeigneter Ehrenamtlicher zur Verfügung steht. Wichtig ist: Der Betroffene muss mit dem vorgeschlagenen Betreuer einverstanden sein.

    Am besten gleich mehrere unterzeichnete Ausführungen anfertigen! Viele meinen, die Dokumente müssten sicher aufbewahrt werden, z.B. in Verstecken oder im Tresor. Es ist sinnvoller, wenn Bevollmächtigte auch ein Original erhalten. Sie müssen nämlich das Original der Vollmacht vorlegen, wenn sie für die Vollmacht gebende Person handeln. Man könnte z.B. eine Ausfertigung der Vollmacht in ein kleines Täschchen mit den nötigsten Dingen für einen möglichen Krankenhausaufenthalt packen. Dann hat der Betreuer alles zur Hand, wenn es mal schnell gehen muss. Die Patientenverfügung sollte zusätzlich beim Hausarzt hinterlegt werden.

    Dr. Joshua Torrent Despouy

    Im Interview: Dr. med. Joshua Torrent Despouy

    Facharzt für Augenheilkunde in Lübeck und Hamburg


    Thema: Risikofaktoren, Vorsorge und Erstattungsmethoden

      Wir haben natürlich die genetische Veranlagung als ein Bestandteil der Risikofaktoren, daran können wir leider nicht viel ändern, jedenfalls in heutiger Sicht noch nicht. Dieser Risikofaktor muss von uns einfach hingenommen werden, genauso wie das Älterwerden. Nicht umsonst heißt die Erkrankung altersbedingte Makuladegeneration.

       

      Neben den unveränderlichen Faktoren, gibt es aber auch einige, auf die wir Einfluss nehmen können. Dazu gehören unter anderem die Lebensstilfaktoren, wie zum Beispiel das Rauchen. Es gibt Studien, die belegen, dass durch das Aufhören von Rauchen, das Risiko, eine Makuladegeneration zu bekommen, stark zurückgeht.

       

      Genauso gehört auch die Ernährung zu diesen Lebensstilfaktoren. Wir wissen, dass man sich mediterran ernähren soll, dass man Klassiker wie viel Obst, Gemüse, Lutein, Zeaxanthin, Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen sollte. In diesem Bezug kann man sich und seiner Gesundheit durchaus etwas Gutes tun!

       

      UV-Schutz ist zum Beispiel auch ein Thema. Also die Sonneneinstrahlung, Sonne lässt nicht nur die Haut altern, sondern auch die Netzhaut. Im Sommer kann ein Hut als Schattenspender dienen oder eine entsprechende Sonnenbrille mit UV-Filter getragen werden, um das Risiko zu erkranken zu verringern.

       

      Und neben den Lebensstilfaktoren gibt es natürlich auch gesundheitliche Faktoren, die sehr, sehr wichtig sind. Wir wissen, dass zum Beispiel kardiovaskuläre Risiken gesenkt werden müssen, also zum Beispiel Bluthochdruck muss gut eingestellt werden. Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Atherosklerose können das Risiko deutlich beeinflussen. Auch da gilt es, mithilfe des Hausarztes, eine gute Einstellung zu bekommen. Es geht auch darum, Adipositas, also Fettleibigkeit, zu vermeiden und entgegenzuwirken, denn auch Übergewicht kann das Risiko einer Makuladegeneration erhöhen.

       

      Sie sehen, es gibt viele Faktoren, die man durchaus beeinflussen kann. Gerade wenn wir wissen, dass eine familiäre Prädisposition vorliegt, können wir da ansetzen und an manchen Stellschrauben drehen, um das Risiko einer Erkrankung zu verringern.

      Mit regelmäßigen Untersuchungen beim Augenarzt können Augenerkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Ab 40 Jahren machen wir, aufgrund des Risikoprofils für gewisse Erkrankungen, alle ein bis zwei Jahre, speziellere Vorsorgeuntersuchungen – Dazu zählt beispielsweise die Glaukomuntersuchung und/oder die Untersuchung des Augenhintergrundes.

       

      Daneben haben wir unabhängig vom Alter Patienten, die gewissen Risikogruppen zuzuordnen sind. Dazu gehören die Kurzsichtigen, die eine Fehlsichtigkeit von mehr als drei Dioptrien aufweisen. Ab diesem Maß an Kurzsichtigkeit bieten wir Vorsorge an, um den Netzhautstatus regelmäßig zu bewerten und Degenerationen oder Veränderungen der Netzhaut zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln.

       

      Aber auch Patienten mit gewissen Grunderkrankungen wie beispielsweise Diabetes müssen regelmäßig, meist einmal jährlich, untersucht werden, um zu schauen, ob die Grunderkrankung Auswirkungen auf die Augen hat. Beziehungsweise auch in die andere Richtung: Damit wir bewerten können, ob der Patient gut eingestellt ist. Denn wir wissen ja: Das Auge ist der Spiegel in die Gesundheit, in die Gesamtheit des Körpers. Und das hilft auch dem Kollegen, der den Diabetes-Patienten einstellt, weiter.

       

      Genauso sollten auch Patienten mit familiärer Vorbelastung die Vorsorge regelmäßig wahrnehmen.

      Vorab: Als erstes ist für mich Transparenz wichtig. Dass der Patient weiß, inwieweit die geplante (Vorsorge-)Untersuchung sinnvoll ist oder nicht. Der Patient muss verstehen, worum es geht und was wir mit der Untersuchung erreichen wollen.

       

      Der Patient sollte sich gut über seine Gesundheitsvorsorge informieren und mit seiner Krankenkasse sprechen. Es ist wichtig herauszufinden, welche Untersuchungen die Krankenkasse unterstützt und ob sie die Kosten dafür übernimmt. Viele Krankenkassen fördern Vorsorgeuntersuchungen und übernehmen die Kosten, zum Beispiel für die Messung des Augendrucks. Dafür gibt es oft Stempelkarten, die der Patient nutzen kann.

       

      Ein Gespräch mit der Krankenkasse ist also sehr wichtig. Zusätzlich werden die Kosten für Untersuchungen oft übernommen, wenn ein Facharzt, wie ein Internist, Rheumatologe oder Kinderarzt, eine Überweisung ausstellt. Das zeigt, dass die Untersuchung medizinisch notwendig ist.

       

      Und was man immer machen kann, ist natürlich einen Termin beim Augenarzt wahrzunehmen und sich dort beraten zu lassen, welche Möglichkeiten es gibt. Hier ist jeder Fall individuell zu betrachten.

      Dr. Astrid Sader-Moritz

      Im Interview: Dr. Astrid Sader-Moritz

      Ärztliche Leiterin des Augenzentrums Berliner Ring in Würzburg und Expertin für Operative Medikamenteneingabe in das Augeninnere (IVOM)


      Thema: Spritzenabstände, Selbstkontrolle und aktive Teilhabe am Arztgespräch

        Die Tatsache, dass die Behandlung regelmäßig und vielleicht sogar lebenslang durchgeführt werden muss, belastet natürlich unsere Patienten. Da bei der AMD das Alter ein wichtiger Risikofaktor ist,
        sind die meisten Patienten nicht mehr ganz jung und auf Hilfe angewiesen. Oft sind die Wege zum Arzt weit und öffentliche Verkehrsmittel keine Option. Dazu kommt, dass die Behandlung der Augen oft
        nicht das Einzige ist, das bei den Patienten ansteht. Da gibt es noch Termine beim Hausarzt und anderen Ärzten.

         

        Daher muss es unser Ziel sein, dass wir neben dem Erhalt der Sehkraft auch einen möglichst langen Abstand zwischen den Spritzen erreichen.

         

        Eine Möglichkeit sehe ich in den neueren Medikamenten, da diese länger und effektiver wirken können als die bislang zu Verfügung stehenden, herkömmlichen Medikamente.

        Generell ist es gut, wenn ein Patient aufmerksam hinsichtlich seines Sehvermögens ist. Er sollte sich allerdings auch nicht jeden Tag verrückt machen, wenn sein Visus, gerade wenn er reduziert ist, von Tag zu Tag subjektiv ein wenig schwankt und unterschiedlich wahrgenommen wird. Daher finde ich es sinnvoll, wenn der Patient sich einmal die Woche ein paar Minuten Zeit nimmt und sich damit in Ruhe beschäftigt.

         

        Dazu kann er einen einfachen Test selbst durchführen, den sogenannten Amsler-Gitter-Test .

        Unbedingt! Dazu gehört auch, dass sie sich nicht scheuen sollten, Fragen zu stellen, über die Erkrankung und ihre Behandlung, über die Medikamentenauswahl, bis hin zur Frage, wie sie die Organisation der Termine bewältigen können. Sie sollten Ängste und Wünsche äußern, gerade wenn es um die Behandlungslast geht. Und wenn in der Fülle der Informationen etwas unklar war, dann motiviere ich sie, immer wieder nachzufragen, vielleicht auch bei einem der nächsten Termine, wenn sie es nicht gleich formulieren können.

        Prof. Ramin Khoramnia

        Im Interview: Prof. Ramin Khoramnia

        Augenklinik Universitätsklinikum Heidelberg


        Thema: Feuchte AMD und Spritzenabstände

          In den meisten Fällen empfehle ich meinen Patienten eine dauerhafte Behandlung. Die Voraussetzung für ein Therapieende ist, dass die Erkrankung innerhalb eines Jahres nicht aktiv gewesen sein darf. Tatsächlich erreichen nur wenige Patienten diesen Zustand. Darüber hinaus hat eine Studie gezeigt, dass sogar nach einer erfolgreichen Behandlung über mehrere Jahre in bis zu einem Drittel der Fälle bereits ein Jahr nach Therapieende ein Rückfall eintritt. Es gibt also gute Gründe für eine langfristige Therapie.

           

           

          Um sie für die Patienten so einfach wie möglich zu gestalten, finde ich eine „maßgeschneiderte“ Behandlung ideal. In den meisten Fällen behandle ich nach dem Treat&Extend-Schema. Das bedeutet, dass Kontrolluntersuchungen und Injektion optimalerweise am selben Tag erfolgen und die Abstände nach den ersten drei Spritzen bei stabilem Befund ausgedehnt werden können. Auf diese Weise erhalten Patienten so viele Injektionen wie nötig, aber gleichzeitig auch so wenige wie möglich.

          Die feuchte AMD ist eine chronische Erkrankung, die man nur „unterdrücken“, aber nicht wirklich heilen kann. Schon allein deswegen bevorzuge ich persönlich Intervallverlängerungen gegenüber Therapiepausen. Eine Untersuchung hat außerdem ergeben, dass sich deutlich weniger Rückfälle ereignen, wenn die Spritzenbehandlung auch bei einem stabilen Befund alle 12 bis 14 Wochen fortgesetzt wird.

          Eine Verlängerung der Abstände ist immer dann möglich, wenn keine Aktivitätszeichen der Erkrankung vorliegen. Deshalb kommen die Patienten regelmäßig zu OCT-Kontrollen, bei denen unter anderem untersucht wird, ob sich Flüssigkeit in oder unter der Netzhaut gebildet hat, ob die Netzhautdicke zugenommen hat oder sich der Visus verschlechtert hat.

          Bei einem stabilen Befund können die Abstände zwischen den Behandlungsterminen auf bis zu 16 Wochen ausgedehnt werden. Das bedeutet, dass die Behandlung nicht pausiert, sondern fortgeführt wird und der Patient trotzdem seltener behandelt werden muss.

          VisusVital Magazin-Anna Peikert-Interview

          Im Interview: Dr. Anna Sibylla Peikert

          Psychiaterin und Psychotherapeutin, Patientin mit Altersbedingter Makuladegeneration


          Thema: Reisen mit AMD

            Das Wichtigste ist für mich, dass ich vorher meinen Mut fasse und mir immer vor Augen halte, dass ich
            nicht allein bin und Hilfe bekomme, wenn ich sie brauche. Trotzdem sollte eine Reise gut vorbereitet sein. Ich plane zum Beispiel immer genug Zeit für den Zugumstieg ein und bringe rechtzeitig in Erfahrung, wie ich vom Zielbahnhof ins Hotel komme.

            Genau, mein Mann und ich machen gerne Reisen zu zweit und übernehmen die Planung in der Regel selbst. Wir reisen viel mit dem Zug oder auch mal mit dem Auto. Bald fahren wir zum Beispiel nach England, wir sind aber auch gerne in Italien, Frankreich, Österreich oder in meiner Heimat, im Allgäu. Wir bereisen also gerne Europa und vor allem Ziele, die nicht unbedingt das Fliegen nötig machen. Zwischendurch unternehme ich auch sehr gerne Reisen allein. Das ist schon schwieriger, weil ich nicht mehr lesen kann. Bis jetzt klappte es trotzdem immer. Ich frage mich dann einfach durch.

            Verschieben tue ich sie nie! Ich muss ehrlich sagen, dass mir die Spritzentherapie das Wichtigste ist. Ich würde jede Reise um sie herumplanen, weil ich selbst Ärztin bin und weiß, was es bedeutet, wenn man das versäumt und nicht ernst nimmt.

             

             

            Ja, auf jeden Fall! Das betroffene Auge war mal deutlich schlechter. Nach der Spritze wurde es viel besser und hat sich seitdem gehalten. Das führe ich also ganz klar darauf zurück. Natürlich versuche ich auch sonst, möglichst gesund zu leben und meinen Augen damit etwas Gutes zu tun. Ich ernähre mich mediterran, nehme die empfohlenen Vitamine, rauche nicht, habe kein Übergewicht und mache regelmäßig Sport.

            Ich würde es auf jeden Fall versuchen! Ich hatte kürzlich Kontakt zu einer Mitpatientin, die schwarzblind ist, und sie schafft das auch. Ich glaube, das Entscheidende ist der Wille, sich nicht unterkriegen zu lassen, die Einschränkung im Leben so gering wie möglich zu halten und es erstmal mit kleineren Ausflügen und Reisen zu versuchen. Bei dieser belastenden Erkrankung ist das A und O, Mut zu fassen, nicht zu resignieren, auch den Kontakt zu anderen zu suchen und die Herausforderung anzunehmen. Wir sind mehr als unsere Augenerkrankung! Das sage ich mir eigentlich jeden Tag.

             

             

            VVMag-Daniela Klein-Interview

            Im Interview: Daniela Klein

            Medizinische Fachangestellte in der Augenarztpraxis Dr. A. Hunold, Dr. T. Stein und Kollegen in Aachen


            Thema: Selbstständig zum Augenarzt

              Uns ist es wichtig, dass Patienten, die allein kommen, sich nicht allein fühlen. Wir MFA sind gerne für sie da und übernehmen die Aufgaben, die sonst Begleitpersonen erfüllen. Unsere Patienten sollen wissen, dass sie uns vertrauen können. Wir ermutigen sie, Fragen zu stellen und um Hilfe zu bitten. Wir haben aber auch selbst immer ein offenes Auge und sehen beispielsweise, wenn es einer Person schwerfällt aufzustehen. Dann bieten wir den Arm an.

               

               

              Wirklich erforderlich sind Begleitpersonen eigentlich nur für Menschen, die einen gesetzlichen Vormund haben oder dement sind. Hilfreich ist eine Begleitung, wenn ein Patient keine der Sprachen spricht, die wir in unserer Praxis sprechen. Auch beim Erstbesuch kann eine Begleitperson sinnvoll sein, denn es sind anfangs sehr viele Informationen für einen neuen Patienten. Wer erstmals zu uns kommt und keine Angehörigen hat, kann vielleicht eine Freundin oder einen Nachbarn bitten mitzukommen. Beim zweiten und allen weiteren Terminen ist eine Begleitperson in den allermeisten Fällen nicht nötig.

              Der Termin muss nicht speziell vorbereitet werden. Von uns erfahren die Patienten schon am Telefon,
              wie lange der Besuch in etwa dauern wird. Das hilft ihnen bei der Planung. Unser Tipp für Menschen, die allein kommen: ein bisschen mehr Zeit mitbringen und aufmerksam sein. Wenn wir merken, dass ein Patient beim ersten Besuch sehr ängstlich ist, empfehlen wir, ruhig zu atmen, entspannt zu bleiben und sich nicht zu viele Gedanken zu machen. Denn er wird die Erfahrung machen, dass die Spritze gar nicht schlimm und die Behandlung schnell vorbei ist.

               

              Da gibt es gleich mehrere Angebote, auf die wir auch aktiv hinweisen. Viele Patienten wissen beispiels-
              weise nicht, dass sie ab Pflegegrad 3 Anspruch auf einen Transportschein haben. Wer nicht zu dieser Gruppe gehört, kann eine außerordentliche Genehmigung bei der Krankenkasse beantragen. Dazu gibt es bei uns ein vorgefertigtes Schreiben, das bestätigt, dass der Patient regelmäßig Termine bei uns wahrnehmen muss und gefahren werden sollte. Ab Pflegegrad 2 kann man eine Hilfe beantragen, die den Arztbesuch begleitet. Auch die Caritas und Pflegedienste unterstützen – zum Teil sogar mit Fremdsprachenkenntnissen. 

               

               

              Patienten, die ihre Erkrankung gut managen, haben verstanden, dass es sich um eine chronische Erkrankung handelt. Dazu klären wir auch als MFA immer wieder auf. 

               

               

              Harry Wijnvoord-Interview-Diabetes

              Im Interview: Harry Wijnvoord

              Moderator und Entertainer


              Thema: Diabetes und Augengesundheit

                Für mich war es ein Schock. Ich hatte nichts geahnt und plötzlich hieß es: „Sie sind Diabetiker und haben einen wahnsinnig hohen Blutdruck.“ Am nächsten Tag war ich direkt bei einer Diabetologin, die mich dabei unterstützt hat, meinen Blutzucker einzustellen. Weil ich unbedingt an der TV-Produktion teilnehmen wollte, war ich sehr diszipliniert und habe keinen Zucker mehr gegessen. Phasenweise bekomme ich zwar auch mal einen Schlendrian rein, grundsätzlich habe ich es aber gut im Griff. Meine Werte liegen im Moment zwischen 80 und 115, damit bin ich sehr zufrieden.

                Ja, von der ersten Sekunde an, da ich die Krankheit meines Vaters miterlebt hatte. Infolge seines Diabetes litt er unter Netzhautschäden, die damals mit einer Lasertherapie behandelt wurden. Deshalb bin ich sofort und danach jährlich zum Arzt gegangen. Es gab aber auch Phasen, in denen ich nicht so nah bei meiner Krankheit war. Manchmal will man es auch nicht wahrhaben, weil man sich nicht krank fühlt! Aber dann packt es mich doch wieder, und ich sage mir: „Mensch Wijnvoord, du musst die ganze Sache wirklich ernst nehmen.“ Wenn der Augenarzt dann Entwarnung geben kann, ist das ein tolles Gefühl! Und falls er doch mal eine Verschlechterung feststellen sollte, kann man direkt reagieren und frühzeitig behandeln.

                Ich achte darauf, meine Augen zu schützen und nicht zu überanstrengen. Ich lese nur bei ordentlichem Licht, trage an hellen Tagen eine Sonnenbrille mit UV-Schutz und gebe meinen Augen Ruhe mit ausreichend Schlaf. In Sachen Ernährung ist es mir wichtig, auf ungesunde Kohlenhydrate wie Weißbrot zu verzichten. Ansonsten esse ich gerne Salate, Kohlgerichte und liebe Hülsenfrüchte in allen Variationen. Im Sommer ist die Paprika mein Lieblingsgemüse, weil sie so toll im Salat schmeckt. Fettreiche Fische enthalten viel Omega 3, das gut für die Augen ist. Ich fange selbst Lachs und liebe Zander und Scholle, die ich mir frisch kaufe und selbst zubereite.

                 

                 

                Ich bin ein totaler Optimist! Wenn man – so wie ich – mit seiner Situation und seinem Leben zufrieden ist, dann ist man auch offener für optimistische Gedanken, finde ich. Ich bin dankbar für jeden Tag, den ich gesund erleben darf, und auch dafür, bis heute gut durch die Pandemie gekommen zu sein. Mittlerweile sind meine Frau und ich geimpft, was ein sehr erleichterndes Gefühl ist. Im Hinblick auf meine Erkrankung denke ich optimistisch, weil ich vieles selbst in der Hand habe. Ich nehme meine Tabletten, habe meine Ernährung im Griff und nehme meine Untersuchungstermine wahr. 

                 

                 

                Ich empfehle allen Betroffenen: Lasst den Kopf nicht hängen und nehmt euch die Zeit, euch um euch selbst zu kümmern. Dazu gehören auch regelmäßige Termine beim Diabetologen und Augenarzt. Viele Menschen wissen nicht, dass sie Diabetes oder eine beginnende Augenerkrankung haben. Genau da liegt die Gefahr: Man fühlt sich gesund und geht deshalb nicht zum Arzt. Deshalb ist Vorsorge so wichtig!

                 

                 

                VisusVital_Gülsah Kalin

                Im Interview: Gülsah Kalin

                Optikermeisterin aus Köln


                Thema: Optische Hilfsmittel

                  In der modernen Optik wurden bisher sogenannte Kantenfilter, Komfortfilter und ganz speziell für Menschen mit altersbedingter Makuladegeneration die AMD-Komfortfilter entwickelt.

                   

                   

                  Sie haben verschiedene Funktionen, die sich auch gut ergänzen können. Ihre Hauptaufgabe ist es, das energiereiche blaue Licht im Lichtspektrum zu filtern, um die Blendung zu reduzieren und gleichzeitig das Kontrastsehen zu verbessern.

                  Während der Kantenfilter den Blauanteil komplett entfernt, reduziert der Komfortfilter ihn nur, sodass das Farbensehen nicht komplett verfälscht wird. AMD-Komfortgläser sind ähnlich aufgebaut wie die Komfortgläser und haben einen leichten Filterton. Zusätzlich haben sie noch eine weitere Eigenschaft: Da ihre Gläser etwas dicker als ein herkömmliches Brillenglas sind, kann das retinale Bild beim Betrachten eines Gegenstands um bis
                  zu neun Prozent vergrößert werden. Gerade bei AMD-Patienten hat das einen positiven Effekt, da die Vergrößerung nicht nur das zentrale, sondern auch das bei der AMD nicht beeinträchtigte periphere Sehen verbessert.

                   

                   

                  Da gerade bei Kantenfiltern das energiereiche blaue Licht fehlt, werden auch bestimmte Farbwahrnehmungen abgefiltert. Deshalb muss man berücksichtigen, dass diese Brillengläser nicht mehr straßenverkehrstauglich sind. Ausnahme ist nur ein Filter, der noch ein bisschen heller ist. Diesen kann man noch im Straßenverkehr nutzen.

                   

                   

                  VVMag_Robert Hörster

                  Im Interview: PD Dr. Robert Hörster

                  Augencentrum Erkelenz


                  Thema: Grunderkrankungen

                    Das kommt immer wieder vor. Insbesondere Erkrankungen des Blutgefäßsystems wie hohen Blutdruck, Diabetes oder Arteriosklerose kann man gut erkennen, wenn man die Netzhaut betrachtet. Habe ich einen Verdacht, rufe ich direkt den betreuenden Fach- oder Hausarzt an. Denn die meisten Dinge lassen sich in einem persönlichen Gespräch am einfachsten und schnellsten klären. Diese Zusammenarbeit fördert auch das Vertrauen der Patienten.

                    Sowohl bei Netzhauterkrankungen als auch beispielsweise beim Grünen Star, dem Glaukom, ist es sehr wichtig, eng mit den Hausärzten zusammenzuarbeiten, da in beiden Fällen der Blutdruck gut eingestellt werden muss. An unserem Zentrum regen wir häufig die Abklärung des Herz-Kreislauf-Systems an, wenn wir den Eindruck haben, dass an Netzhaut oder Sehnerv Durchblutungsstörungen vorliegen.

                    Darin liegt eine besondere Herausforderung. Ich persönlich nehme regelmäßig Fortbildungsangebote zum Thema Gesprächsführung wahr, die auf Fachkongressen angeboten werden. Häufig braucht es nämlich gar nicht viel Zeit, damit sich eine Patientin oder ein Patient vom Arzt verstanden fühlt. Dies aber fördert das „Am Ball-Bleiben“ bei chronischer Erkrankung.

                     

                     

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