Jutta Kammann im Interview
Carpe Diem – Aktiv leben mit Makuladegeneration
Schauspielerin und AMD-Patientin Jutta Kammann im Interview
Die bekannte 80-jährige Film- und Fernsehschauspielerin Jutta Kammann erhielt vor circa 15 Jahren die Diagnose einer feuchten altersbedingten Makuladegeneration (fAMD). Berühmt wurde sie damals unter anderem durch ihre Rolle in der Serie "In aller Freundschaft". Mit ihrer Erkrankung geht sie offen um und ermutigt andere Patienten dazu, mit einer AMD ein glückliches, aktives und selbstbestimmtes Leben zu führen.
Erfahren Sie im folgenden VisusVital-Interview, wie Jutta Kammann im Alltag mit der feuchten AMD umgeht und was sie für ihre Augengesundheit tut.
Fragen & Antworten von Jutta Kammann
An den Moment, in dem mir bewusst wurde, dass etwas nicht stimmt, kann ich mich noch ganz genau erinnern. Ich saß in der Jose Carreras Gala und mit einem Mal merkte ich, dass ich Linien nicht mehr gerade sehe. Dann habe ich mit den Augen gespielt. Rechts, links, rechts, links. Und stellte fest, dass rechts die Linien gerade blieben, aber links anfingen, wellig und gezackt zu werden.
Zwei Tage später bin ich in München zum Arzt gegangen und erhielt die Diagnose feuchte Makuladegeneration (fAMD), die ich damals noch gar nicht einordnen konnte. Aber obwohl ich nicht so genau wusste, was das für eine Krankheit ist, habe ich sofort die damit verbundenen Schwierigkeiten verstanden und die Tatsache, dass es eine nicht heilbare Krankheit ist.
Trotzdem ist es eine Erkrankung, deren Fortschreiten man mit Spritzen, die ins Auge injiziert werden, verlangsamen kann. Und daran halte ich fest. Das war ungefähr vor 15 Jahren und seitdem bekomme ich diese Spritzen.
Ich gehe regelmäßig zur Kontrolle beim Augenarzt, bekomme regelmäßig die Spritzen und achte auf meine Ernährung. Ich habe das große Glück, dass ich kein großer Fleischesser bin. Keine militante Vegetarierin oder Veganerin - ich esse schon mal Fleisch – aber mir schmeckt Gemüse sehr viel besser. Das kommt meinen Augen natürlich zugute, wenn ich viel grünes Gemüse esse, wie zum Beispiel Brokkoli oder Zucchini.
Zusätzlich zu dem esse ich täglich eine Handvoll Blaubeeren und nehme eine Kapsel Lutein ein, seitdem ich die Diagnose erhalten habe.
Nein, aber mittlerweile fällt mir das Lesen zunehmend schwerer, weil ich Kontraste nicht mehr so gut wahrnehme und die Buchstaben dadurch manchmal nicht erkenne. Zum Beispiel bei einem dieser ganz großen Zeitungsartikel mit kleingedruckter Schrift aus der Süddeutschen, fällt es mir inzwischen sehr schwer, diesen zu lesen. Aber es geht immer noch, sodass ich auch meine Lesungen machen kann.
Was mir aber im Alltag hilft, ist eine größere Schrift auf meinem Smartphone. Ich habe eins von Apple und die Schriftgröße lässt sich dort ganz einfach einstellen.
Ich bin der Technik sehr zugewandt. Deshalb plane ich vieles mit meinem Handy. Dort trage ich alle Termine ein und lasse mich zwei Tage vorher daran erinnern. Es sind ja im Grunde auch immer drei Tage für die Behandlung: Es ist die Untersuchung, es ist der Injektionstermin selbst und es ist die Nachsorge.
Hörbuch: Rothaarig und wild entschlossen!
Jutta Kammann, unter anderem als Oberschwester Ingrid aus der Serie „In aller Freundschaft“ bekannt, veröffentlichte 2021 ihr Buch „Rothaarig und wild entschlossen! – Aufgeben gibt’s nicht“. Darin zeigt sie, was die Fernsehkameras nicht beleuchten: den Menschen, der hinter der Rolle steckt, seine Träume, Wünsche, Tränen und Enttäuschungen. Ihr Werk hat sie ebenfalls als barrierefreies Hörbuch eingelesen. Sie selbst ist AMD-Patientin und weiß, welche Schwierigkeiten die Erkrankung mit sich bringt. Für sie bedeutet die Diagnose einer altersbedingten Makuladegeneration jedoch nicht „Endstation“, denn: Aufgeben gibt’s nicht.
Hier geht’s zum Hörbuch!
Weitere Fragen & Antworten von Jutta Kammann
Zu meinen wichtigsten Zielen gehört es, meine Sehschärfe zu erhalten. Tatsächlich rede ich jeden Abend mit dem lieben Gott. Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm und bitte ihn darum, dass er mir meine momentane Sehstärke noch ganz lange erhält.
Nein, das ist eigentlich überhaupt nicht nötig. Das ergibt sich ganz automatisch während unserer Gespräche. Wir verstehen uns sehr gut und er kümmert sich sehr um mich. Unser Umgangston ist immer freundschaftlich und ruhig. Während der Untersuchung erklärt er mir immer genau, was passiert. Ich höre mir das an und sage: Ja, dann müssen wir das machen, was notwendig ist. Wir haben ein starkes Vertrauensverhältnis und das wünsche ich jedem Patienten mit einer Makuladegeneration und dem behandelnden Arzt.
Die Hoffnung ist das A und O. Dass man sich von der Krankheit nicht so beeinflussen oder runterziehen lässt und die Lebensqualität verschwindet. Sicher ist es eine Beeinträchtigung. Aber man darf nicht zulassen, dass die Krankheit das gesamte Leben und den normalen Tagesablauf beeinträchtigt. Denn so verliert man wertvolle Zeit, insbesondere, wenn man eigentlich noch gut sehen kann. Diese Zeit gilt es zu nutzen und das Motto „Carpe Diem – Nutze den Tag“ auch wirklich zu leben. Natürlich ist die Angst vor der Erkrankung da, aber man kann sie auch steuern, damit sie einen nicht Tag und Nacht beherrscht. Ich ermögliche mir auch mit der Makuladegeneration ein erfülltes Leben und mache das, was mich begeistert.
Wir bedanken uns für das Interview, liebe Frau Kammann!