Interview PD Dr. Hörster - Teil 2
Interview PD Dr. Hörster - Teil 2
Fragen und Antworten zum Thema Begleiterkrankungen bei Makuladegeneration
Erfahren Sie im zweiten Teil des Interviews mit PD Dr. Robert Hörster mehr darüber, was bei so genannten Komorbiditäten von Makulaerkrankungen und deren Behandlung zu beachten ist.
Stehen Sie mit den behandelnden Ärzten Ihrer Patienten in anderen Fachbereichen (z.B. Internisten, Diabetologen) im Austausch?
Der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Fachrichtungen ist mir immens wichtig. Insbesondere in kritischen Fällen hilft dies enorm weiter. Auch jenseits der Netzhaut, zum Beispiel beim grünen Star, dem Glaukom, ist es ganz wichtig eng mit den Hausärzten zusammen zu arbeiten, da es hier ebenfalls auf eine gute Einstellung des Blutdrucks ankommt. Er soll keinesfalls zu hoch sein, aber in der Nacht auch nicht zu tief, um die Durchblutung des Sehnervs nicht zu gefährden.
Man kann sagen, dass wir in unserem Zentrum schon sehr häufig die Abklärung des Herz-Kreislaufsystems anregen, nämlich immer dann, wenn wir den Eindruck haben, dass an Netzhaut oder Sehnerv Durchblutungsstörungen vorliegen.
Gibt es mögliche Wechselwirkungen zwischen der Therapie von Makulaerkrankungen und anderen Begleiterkrankungen, die es zu beachten gilt?
Sie sprechen hier die intravitrealen Medikamente an. Dies sind Präparate, die mit einer Spritze direkt in das Auge injiziert werden. Viele Menschen fürchten sich hiervor. Die Spritze ist jedoch fast schmerzfrei, da die Kanüle extrem dünn ist. Grundsätzlich kann man sagen, dass die verwendeten Medikamente sehr wenige Nebenwirkungen haben. Natürlich ist es stets wichtig, insbesondere bei schwerwiegenden Herz-Kreislauferkrankungen oder onkologischen Erkrankungen, diese zu kennen und im Einzelfall mit dem behandelnden Facharzt zu erörtern.
Oft sind Patienten durch ihre Grunderkrankungen schon sehr belastet mit Arztbesuchen und Therapien. Wie motivieren Sie sie, bei ihrer Spritzentherapie am Ball zu bleiben?
Hier gibt es viele Stellschrauben. Die Patientinnen und Patienten müssen gut über die Diagnose und die Natur der Erkrankung aufgeklärt sein: Sie müssen wissen, dass es sich um eine chronische Erkrankung handelt, die meist viele Spritzen benötigt. Ich bespreche auch jeden Befund mit den Patientinnen und Patienten. Auf diese Weise erhalten sie direkte Rückmeldung über den Therapieerfolg.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist ein reibungsloser Ablauf ohne unnötige Verzögerung für die Patientinnen und Patienten. Hierbei hilft uns das Behandlungsschema Treat and Extend. Bei diesem Schema wird das Intervall zwischen den Behandlungen individuell dem Krankheitsverlauf angepasst und die Patienten erhalten stets weit im Voraus den nächsten Termin zur Spritze. Das heißt, sie werden zu keinem Zeitpunkt allein gelassen und sind fest in einem Therapieschema eingebunden.
Auch eine Augenerkrankung kann psychische Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Erlaubt es der eng getaktete Praxisalltag, die Patienten auch in dieser Hinsicht im Blick zu haben?
Dies ist eine besondere Herausforderung. Ich persönlich empfehle jedem meiner Kolleginnen und Kollegen die Fortbildungsangebote zum Thema Gesprächsführung, die regelmäßig auf den Fachkongressen angeboten werden, wahrzunehmen. Häufig erfordert es nämlich gar nicht viel mehr Zeit, damit sich eine Patientin oder Patient vom Arzt verstanden fühlt. Das wiederum fördert dann auch das „am Ball bleiben“ bei chronischer Erkrankung.
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