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05.02.2025

Autonomes Assistenzsystem für Menschen mit Netzhauterkrankung

Sich im Alltag sicher bewegen können

 

Menschen mit altersbedingter Makuladegeneration (AMD) stehen oft vor der Herausforderung, sich sicher und unabhängig im Alltag zu bewegen. Ein sehender Rollator bietet hier eine praktische Unterstützung.

 

Der sehende Rollator als Hilfe im Alltag

Dieses autonome Assistenzsystem, entwickelt von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), nutzt moderne Technologien zur Hinderniserkennung und führt blinde, sehbeeinträchtigte und ältere Menschen sicher durch den urbanen Raum.

 

Seine Funktionsweisen

Der als „Shared Guide Dog 4.0“ bezeichnete Rollator wurde von Pascal Stahr und Miguel Martinez Genis von der HAW Hamburg entwickelt. Der „sehende Rollator“ beruht auf der Technologie fahrerloser Transportfahrzeuge und ist mit moderner Industrie 4.0-Technik ausgestattet.

Er basiert auf einem Gelände-Rollator, der durch einen Motor angetrieben wird. Ausgestattet mit verschiedenen Sensoren, kann er das Umfeld erfassen, Hindernisse erkennen und seine Nutzer sicher ans Ziel führen. Sensoren an den Handgriffen gewährleisten, dass der Abstand zu anderen Personen oder Gegenständen eingehalten wird.

 

Ein Begleiter, der Betroffene verbindet

Der Rollator ist als gemeinschaftliches Nutzfahrzeug konzipiert. Er soll, ähnlich wie beim Fahrrad- oder Autoverleih von mehreren Personen genutzt werden können.

 

Untergebracht in einer Wohngruppe für Menschen mit Seheinschränkungen oder in einer Seniorenresidenz könnte der „sehende Rollator“ verschiedene Personen, zum Beispiel zum Bahnhof oder durch den Park, begleiten. Mit dem Austauschen über die Nutzung könnten die Betroffenen sich gegenseitig unterstützen und somit in Kontakt kommen und bleiben. 

 

Hindernisse sicher umgehen

Bei der Entwicklung bestand eine wesentliche Herausforderung darin, dass der Rollator auch in komplexeren Umgebungen, wie beispielsweise bei schlechtem GPS-Empfang in der Nähe hoher Gebäude, sicher zu steuern ist. Das Forscherteam arbeitete zusätzlich an einer Pfützenerkennung.

 

Denn Wasserstellen auf Gehwegen können für Menschen mit Seheinschränkungen nicht nur zu nassen Füßen führen, sondern auch Stolperfallen darstellen. Herkömmliche Bildverarbeitungstechniken scheiterten jedoch an den unregelmäßigen Konturen von Pfützen. Ein neuer Ansatz ermöglicht dem Rollator nun, solche Hindernisse effektiv zu erkennen, sodass Verwender sie ganz einfach umfahren können. 

 

Praktische Erprobung und Nutzererfahrung

Der „sehende Rollator“ wurde bereits auf dem Testfeld „Intelligente Quartiersmobilität“ der HAW Hamburg getestet. Um Unfälle zu vermeiden und einen flüssigen Verkehr zu gewährleisten, werden Sensordaten ausgewertet und mit anderen mobilen Systemen geteilt. Zusätzlich wird er auf der 12 km langen Hamburger Teststrecke für Automatisiertes und Vernetztes Fahren geprüft. 
Um die Bedürfnisse der Nutzer besser zu verstehen, arbeiten die Forscher eng mit Menschen mit Seheinschränkungen zusammen. Das Team kooperiert beispielsweise mit dem Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH) sowie der Seniorenresidenz Augustinum. Ziel der Testungen ist es, Schwachstellen zu erkennen und diese auszubessern.

 

Zukunft des Rollators

Die Forscher sind zuversichtlich, dass der Shared Guide Dog 4.0 innerhalb der nächsten zwei Jahre marktreif sein wird. Mit einem geplanten Preis von bis zu 5.000 Euro könnte der Rollator eine wertvolle Unterstützung im Alltag für Menschen mit Seheinschränkungen bieten. Allerdings ergeben sich hier ähnliche Probleme wie in der Automobilindustrie: Wer haftet, wenn das autonome Assistenzsystem eine falsche Entscheidung getroffen hat? Auf diese rechtlichen Aspekte, gilt es in der Zukunft eine Antwort zu finden. 
 

 

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